Dienstag, 17. September 2013

Star Trek - Into Darkness (2013)

Wow, ein geiler Kracher für dei ganze Familie! Wer einen einnn grossen TV hat und Rundum-Sound hat wird bestens bedient - auch in der 2D-Version.
Wie bei StarTrek üblich gibts erst einmal gewaltig auf die Socken, um dann letztendlich zum Ende hin, dass Ruder wieder herumzureissen. Das ganze Spektakel dauer gut 2 Stunden und langweilig wird es nicht. Dafür passiert einfach zu viel.



Besonders intensiv setzt sich Dietmar Dath von der FAZ mit dem neuen STARTREK auseinenander.

Fernreisende mit Sternbeziehung vom 06.05.13


Gene Roddenberrys „Star Trek“, die Geschichte des Raumschiffs Enterprise und seiner Fünfjahresmission an den Grenzen der Erfahrung, hat ein geheimes Herz. Das kennen nicht nur die unzähligen sogenannten Kirk/Spock Shippers, die fan fiction darüber schreiben: Es ist die entsagungsvolle Liebe des Captains James T. Kirk zu seinem Ersten Offizier Spock vom Planeten Vulcan - samt verschwiegen sehnsüchtiger Erwiderung.

Bei „Star Trek: Into Darkness“, dem zweiten Kinofilm, den der Regisseur J. J. Abrams mit Roddenberrys Figuren gedreht hat, wurde dagegen sattelfest gearbeitet: Der mind meld kommt vor, am Warp Drive wird gefummelt, Chris Pine ist ein angemessen hitzköpfiger Kirk und Zachary Quinto ein fehlerfrei nuancierter Spock, der mit indignierter Rechtschaffenheit garantiert im unpassendsten Moment auf der prime directive der Sternenflotte herumreitet, der zufolge man sich in die Angelegenheiten primitiver Zivilisationen auch dann nicht einmischen darf, wenn diese nichts als gefährlichen Unfug treiben (ungefähr die Haltung der chinesischen Parteiführung zur Euro-Krise).

Abstruse Physik-Mini-Vorlesungen
Spätestens an dieser Stelle arg erwartbare, herablassende Späße über spitze Ohren, superheldencomicartige Mann-gegen-Mann-Prügeleien, abstruse Physik-Mini-Vorlesungen sowie Fans („Trekkies“), die in Föderationsuniform zum Geschworenen-dienst antanzen, sollte man sich sparen - wenn das deutschsprachige Pressematerial zu „Star Trek: Into Darkness“ den hier von Simon Pegg gespielten Montgomery „Scotty“ Scott, Bordtechniker der Enterprise, verschlafen trendwillig „Nerd“ nennt, bleibt einem wohl nichts übrig, als das Verschwinden so angenehmer und sinnvoller Worte wie „Ingenieur“, „Realschüler“ und „Profi“ aus dem Sprachschatz der Public Relations zu betrauern.

Der Film schert sich um so was eh nicht, Abrams reißt lieber zügig, hochkompetent und sogar anmutig sein Ding runter: Nach dem Vorspiel auf einem Planeten, dessen Terrain von oben aussieht wie die menschliche Lunge, demonstriert Kirk seine suspekte Heterosexualität mit gleich zwei Gespielinnen, wird dann wegen Insubordination degradiert und kriegt dabei nicht mit, dass ein Mann namens John Harrison, dessen Mantel aus Schatten genäht ist, gerade antritt, zu beweisen, dass Terroristen in amerikanischen Filmen nicht länger als ernsthafte Hinweise auf das Trauma vom 11. September 2001 gelesen werden müssen, sondern mittlerweile, wie der rogue spy oder der mad scientist, zum stehenden Figurenrepertoire zwischen Krimi und Science-Fiction gehören.

Die ganze Saga noch mal von vorne
Wie gerufen kommt der Schattenkiller einem Sternenflotten-Admiral, den der kluge Charaktermime Peter Weller als misanthropischen Falken angelegt hat: Schlag nur zu, Terrorist, für den Militarismus springt dabei sicher was raus. Stimmt, in der internen „Star Trek“-Chronologie sind wir bei Abrams, der sich vorgenommen hat, die ganze Saga noch mal von vorne zu erzählen, jetzt erst ungefähr da, wo die Vereinigten Staaten zum Zeitpunkt der missglückten Invasion in der kubanischen Schweinebucht waren - die Klingonen, sprich: die Sowjetunion, traktiert man mit Nadelstichen.

Kirk, Spock und ihre Crew werden daher zur klingonischen Heimatwelt Kronos (Qo’nos) geschickt, wo sich der Terrorist verbirgt, um einen diplomatischen Zwischenfall zu provozieren. Abrams nutzt die Gelegenheit, das Hin und Her zwischen Kirk und Spock zu dynamisieren, indem er eine Frau dazwischenschiebt, Lieutenant Uhura (Zoe Saldana), die Klingonisch spricht und mit Spock liiert ist (eine schon im ersten Abrams-Film eingeführte Innovation gegenüber der Urkonstellation, die Kirk noch mehr verblüfft als das Publikum: „Oh my god, what is that even like?“).

Resonanzkörper der Star-Trek-Mythologie
Die Konfrontation auf Kronos enthüllt den flüchtigen Harrison als gentechnisch gebastelten Supersoldaten. Die Begeisterung der Kritik über Benedict Cumberbatchs kraftvolles und tragisches Porträt dieser Figur ist einhellig und gerechtfertigt - übersehen wird dabei allerdings, dass es tatsächlich die Figur ist, was da beeindruckt, keine schauspielerische Klaus-Kinski-Egonummer: Cumberbatch spricht an der entscheidenden Stelle einfach den Text, wie das Drehbuch ihn buchstabiert: „My name ... is Khan“. Der Regisseur und sein Darsteller wissen eben, dass der ganze Resonanzkörper der Star-Trek-Mythologie mit diesem einen Satz zum Schwingen gebracht wird. Abrams gibt der Szene den Raum, den sie braucht, damit auch Leute aufhorchen, die nicht wissen, dass der Mann, als der sich Harrison an dieser Stelle entpuppt, der übelste Schurke ist, mit dem es Roddenberrys Kirk-Spock-Urbesetzungsduo William Shatner und Leonard Nimoy je zu tun hatte. Nicht alle im Kino verstehen, was das genau Schlimmes bedeutet - aber weil Abrams inszenieren kann, erkennen alle, es bedeutet etwas sehr Schlimmes.

Bürgerliche Demokratie vs. realer Sozialismus
Khan stammt aus einer Folge der Fernsehserie, ist aber vor allem Zentralgestalt im zweiten Trek-Kinofilm, Nicholas Meyers „Star Trek II: The Wrath of Khan“ von 1982. Dieses Werk scheint Abrams anhaltend zu faszinieren - schon in seinem Trek-Erstling von 2009 hat er daraus zitiert und dabei etwas ausprobiert, was er jetzt großmaßstäblich wiederholt: die zwar nicht buchstäbliche, aber doch werkgetreue Rekonstruktion der schon einmal erzählten Geschichte zweier Männer, die bereit sind, füreinander zu sterben, obwohl der eine von leidenschaftlich-idealistischem Ungestüm, der andere von planend-materialistischer Vernunft geleitet wird. Was ändert man, was lässt man in Ruhe beim Remake, wenn der historische Kontext, in dem der Stoff inkubiert wurde, nicht mehr existiert, nämlich der Systemkonflikt zwischen zwei Geschichts- und Politikphilosophien namens bürgerliche Demokratie und realer Sozialismus, die ihr je eigenes Gemisch von Leidenschaft, Plan, Vernunft und Ideal durchsetzen wollten?

Abrams geht das Problem auf die einzig erlaubte Art an: spielerisch, in Spiegelungen und Echos, mal als Bekräftigung, mal Ironisierung - alles ist erlaubt, solange das Drama in Bewegung bleibt. In einem filmhistorischen Augenblick, der nach einigen Jahren frenetischer Wechselausbeutung von Kino, Fernsehen und Comic das Blockbusterwesen gerade schlingern und trudeln sieht, muss man in der Oberliga vorgehen wie Abrams und sein Komponist Michael Giacchino, der die Musik der Fernsehvorlage behandelt wie Gershwin den Jazz und Bartók das Volkslied: Das, was im emphatischen Sinn „schon da“ ist, muss neu komponiert werden, bis es klingt, als wäre es eben erst erfunden worden. Man wird dabei nicht übermäßig explizit, Anspielungen genügen - Kirk und Spock lieben einander, küssen einander jedoch nie.

Nach diesem sehr schönen Film aber darf man am Heck der Enterprise, gemäß amerikanischem Brauch, ein Schild anbringen, auf dem steht: Just married.

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